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Technik des Speerwurfs

Das Ziel beim Speerwurf ist die Maximierung der Abfluggeschwindigkeit und somit mit dem des Kugelstoß identisch. Unterschiede zwischen den beiden Wurfdisziplinen bestehen im Gewicht des Wurfgeräts (400-800 Gramm), das deutlich höhere Abwurf- und damit verbunden Kontraktionsgeschwindigkeiten ermöglicht. Desweiteren ist der Beschleunigungsweg nicht durch einen Stoß-/Wurfring begrenzt. Trotz all dieser Unterschiede vereint alle Wurfdisziplinen die Gemeinsamkeit einer zweckmäßigen Wurfauslage, die eine optimale Beschleunigung des Wurfgeräts ermöglicht.

Der Speerwurf besteht aus zwei Hauptphasen:

  1. zyklischer Anlauf (Bild 1)
  2. azyklischer Anlauf (5-Schritt bzw. 7-Schritt Rhythmus) bestehend aus:
  • Speerrücknahme (Bild 2)
  • Impulsschritt (Bild 4 und 5)
  • Stemmschritt (Wurfauslage) (Bild 6 und 7)
  • Abwurf (Bild 8 bis 10)
  • Abfangen


Vor Beginn des Speerwurfs muss die Handhabung und damit die individuell beste Griffweise des Speers gewählt werden. Hierbei wird zwischen drei verschiedenen Griffarten unterschieden, je nachdem welche Finger sich hinter der Wicklung des Speers befinden:

  • Daumen-Zeigefinger-Griff
  • Daumen-Mittelfinger-Griff
  • Zangengriff (Zeigefinger-Mittelfinger-Griff)

Schematische Darstellung der Hauptphasen beim Speerwurf modifiziert nach Jonath et al. (Leichtathletik 3 - Werfen und Mehrkampf, 1995): 1.) zyklischer Anlauf (hellgrün, Bild 1), 2.) Übergang in azyklischen Anlauf durch Speerrücknahme (Bild 2), 3.) Impuls- und Stemmschritt (dunkelgrün) mit der wichtigen Position der Wurfauslage (Bild 7), 4.) Abwurfbewegung (hellblau) mit Power Position (Bild 8) und Arc Position (Bild 9), sowie 5.) Abwurf (dunkelblau).

Im zyklischen Anlaufteil, dem sogenannten Auftakt, wird der Speer bei frontaler Körperposition horizontal über der Schulter gehalten. Die Wurfhand befindet sich dabei auf oder leicht über Kopfhöhe und die Speerspitze zeigt leicht nach unten (Bild 1). Wurfarm und Schultergürtel sind locker, aber fixiert, sodass der Speer keine merkliche Vor- und Rückwärtsbewegung vollzieht. Der Speer wird von einigen Werfern als Ausgleich der Schwungarmbewegung im Schrittrhythmus in einer hoch-tief Bewegung getragen. Die 6 bis 12 Auftaktschritte werden locker steigernd gelaufen.

Werfer, die den Speer mit rechts werfen, vollziehen die Speerabnahme mit Landung auf dem linken Fuß. Die Rücknahme des Speers leitet den 5- bzw. 7-Schritt Rhythmus und damit den azyklischen Anlaufteil ein. Diese Schrittfolge stellt das Kernelement des Speerwurfs dar, weil hier durch seitliche Überkreuzschritte die Geschwindigkeit durch kurze stützlose Phasen und aktive Fußabdrücke gesteigert wird und die Einnahme einer günstigen Wurfauslage vorbereitet wird. Die rechte Schulter wird 90° nach hinten gedreht, sodass die linke Schulter in Wurfrichtung zeigt und sich der linke Arm unter der Schulter befindet (Bild 2). Der gestreckte Wurfarm wird in der Folge hinten leicht über Schulterniveau gehalten, sodass die Speerspitze nah am Kopf, d.h. im Bereich der Schläfe, fixiert werden kann. Die Geschwindigkeit wird nach der Speerabnahme bis zum Optimum gesteigert und sollte in den Überkreuzschritten des azyklischen Anlaufteils erreicht werden. Die Füße laufen vor der Hüfte, sodass sie den Speer quasi „überholen“. Der Oberkörper ist dabei mit nahezu waagerechtem Schultergürtel leicht nach hinten geneigt (Bild 3).

Der Abdruck zum Impulsschritt erfolgt aktiv und flach vom linken Fuß, sodass es zu keinem Geschwindigkeitsverlust kommt (Bild 3). Dabei schwingt das rechte Knie energisch nach vorne, was die Oberkörperrücklage vergrößert (Bild 4). Die linke Schulter und der Kopf zeigen weiter in Wurfrichtung. Speer, Wurfarm und Schulterachse verlaufen parallel zueinander. Ein entscheidendes Kriterium ist der vorletzte Fußaufsatz. Um die im Anlauf erzeugte Geschwindigkeit optimal auf den Speer übertragen zu können, muss der rechte Fuß flach nach hinten und in spitzem Winkel (keine zu starke Außenrotation) zur Wurfrichtung unter die linke Schulter (und nicht als Bremsschritt vor sie) gesetzt werden (Bild 5). Ziel ist es in dieser Phase schnell über das gebeugte rechte Bein (die rechte Ferse sollte nicht den Boden berühren!) zu kommen, um möglichst schnell das gestreckte linke Stemmbein hart und flach nach vorne setzen zu können (Bild 6). Mit dem aktiven Setzen des Stemmbeins ist die Wurfauslage erreicht, in der das Stemmbein und der Rumpf als festes Widerlager idealerweise eine Linie bilden sollen (Bild 7). Dies ermöglicht eine bestmögliche Abbremsung der Horizontalgeschwindigkeit. In dieser Position sollte der Wurfarm weiterhin gestreckt sein, sich die schräg nach oben zeigende Speerspitze auf Stirnhöhe befindet und der Gegenarm bei lockerer Haltung in Wurfrichtung zeigen. In der Folge soll die Geschwindigkeit auf den Speer übertragen werden.

Der Abwurf erfolgt in Form einer kinematischen Kette als Dreh-Streckbewegung, die nach dem Aufsetzen des Stemmbeins mit dem Eindrehen des rechten Fußes beginnt. Diese wird durch die Streckung des rechten Beins über das Knie bis zur Hüfte eingeleitet. Schultergürtel und Speer werden bewusst zurückgehalten, was in der sogenannten "Power Position" (Bild 8) eine hohe Vordehnung in der Brust-, Schulter- und Armmuskulatur und daraus resultierend ein höheres Kraftpotential zur Folge hat. Der Oberkörper bewegt sich im weiteren Bewegungsverlauf leicht nach vorne oben und die linke Seite blockiert mithilfe eines eng am Körper anliegenden Arms. In der "Arc Position" (Bild 9) wird die aufgebaute Bogenspannung aufgelöst und die Abwurfbewegung wird durch eine peitschenartige Beschleunigung des Ellenbogens und des nachfolgenden Unterarms (Unterarmschleuder) explosiv fortgesetzt. Der Ellenbogen befindet sich während der gesamten Vorwärtsbewegung immer oberhalb des Schultergelenks, sodass sich die Wurfhand über den Kopf nach vorne oben bewegt. Der rechte Fuß hat bis zum kompletten Abwurf Bodenkontakt und schleift über die Außenkante des Fußes nach (Bild 10). Der ideale Abwurfwinkel ist je nach Leistungsniveau und Windbedingungen individuell verschieden und liegt im Durchschnitt bei etwas unter 45°. Nach dem Abwurf wird der rechte Bein nach vorne geführt und der Oberkörper neigt sich nach vorne, um den Körper kontrolliert abzubremsen.

Tobias Alt

 
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