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Invarianten

In den zurückliegenden 16 Monaten wurden hier in diversen Beiträgen neben vielen anatomischen und physiologischen Grundlagen unter anderem auch die Techniken der verschiedenen leichtathletischen Sprint- (Tiefstart, Sprint, Kurzhürde), Sprung- (Hochsprung, Weitsprung, Stabhochsprung) und Wurfdisziplinen (Kugelstoß, Diskuswurf, Speerwurf) erläutert. Zur Beschreibung einer disziplinspezifischen Technik benötigt man eine möglichst genaue Vorstellung der Zielbewegung, die sich in einem sogenannten Technikmodell niederschlägt. Es beruht auf qualitativen (rein in Worten beschrieben) und quantitativen (in Zahlenwerten/biomechanischen Parametern ausgedrückt) Merkmalen. Bei letzteren sollte man sich auf die leistungslimitierenden Faktoren beschränken, z.B. die Anlaufgeschwindigkeit beim Weitsprung, und evaluieren wie diese im Sinne einer Leistungssteigerung optimiert werden können, z.B. Maximalkrafttraining der Streckerschlinge mithilfe einer Tiefkniebeuge. Im Techniktraining ist es für Trainer und Athleten sinnvoll sich an bestimmten Eckpunkten, sogenannten Invarianten, zu orientieren. Diese unausweichlichen Merkmale haben alle Topathleten gemeinsam und unterliegen daher keinen individuellen Variationen. Dementsprechend ist es ratsam, sich im Techniktraining nur auf vier bis fünf zentrale Merkmale (diese Invarianten) zu konzentrieren und diese systematisch und zielgerichtet zu verbessern. Alles andere ist nicht zielführend und mehr oder weniger Zeitverschwendung. Dabei ist zu beachten, dass manche Disziplinen (z.B. Hoch- und Stabhochsprung) aufgrund ihrer Komplexität mehr individuellen Spielraum zulassen als andere (z.B. Sprint und Weitsprung). Der Auftakt sowie die Anlauflänge bei den Sprungdisziplinen bzw. die Griffweise beim Speerwurf stellen somit beispielsweise keine Invarianten dar, da sie große individuelle Variationen aufweisen. Wenn diese individuelle Variationen die korrekte Ausführung der Invarianten nicht behindern, ist eine Korrektur im Techniktraining nicht nötig bzw. sinnvoll. In der Regel weist eine Leistungskonstanz auf hohem Niveau (nahe an der jeweiligen persönlichen Bestleistung) auf eine gute, weil reproduzierbare und gefestigte Technik hin.

Da die Invarianten der verschiedenen leichtathletischen Disziplinen in vielen Büchern nicht aufgeführt werden, sind diese unausweichlichen Merkmale in der Folge kompakt aufgelistet. Dadurch werden auch die technischen Gemeinsamkeiten innerhalb der jeweiligen Disziplinblöcke deutlich.

Tiefstart:

  1. Fertig-Position: rechter Winkel im vorderen Bein
  2. Abdruck: komplette Körperstreckung in Fuß, Knie, Hüfte und Rumpf mit explosivem gegengleichem Armeinsatz

Sprint:

  1. hintere Schwungphase: aktives Unterfersen des Schwungbeins über aktive Hüftflexion
  2. vordere Schwungphase: dreifacher rechter Winkel im Fuß-, Knie- und Hüftgelenk, Maximierung der Rückfußgeschwindigkeit vor dem Fußaufsatz über explosive dreifache Streckung (Fuß, Knie, Hüfte)
  3. vordere Stützphase: geringe Amortisation im Fuß-, Knie- und Hüftgelenk
  4. hintere Stützphase: gegengleicher Armeinsatz, Hyperextension in der Hüfte sowie Knie- und Fußstreckung

Kurzhürde:

  1. vor der Hürde: spitzwinkliges Anschwingen des Schwungbeins und ausgeprägte Abduktion des Nachziehbeins
  2. Hürdenüberquerung: möglichst flach durch Annäherung des KSP an die Hürde
  3. Landung hinter der Hürde: aktiv-greifend mit geringer Amortisation und hohem Nachziehbein

Hochsprung (Fosbury Flop):

  1. Zunahme der Schrittfrequenz zum Absprung
  2. Schwungbeinhocke (vorletzter Stütz): tiefste KSP-Position, ganzsohliger Bodenkontakt, Oberschenkel parallel, senkrechter Unterschenkel des Stütz-/Schwungbeins
  3. Übergang zwischen vorletztem und letztem Stütz: Beschleunigung der Hüfte nach vorne
  4. Absprung: passives Aufrichten aus Kurveninnenlage und Rücklage
  5. komplette und vertikal orientierte Körperstreckung beim Verlassen des Bodens

Weitsprung:

  1. Zunahme der Schrittfrequenz zum Absprung
  2. Schwungbeinhocke (vorletzter Stütz): tiefste KSP-Position, ganzsohliger Bodenkontakt, geringer Verlust an Horizontalgeschwindigkeit
  3. Absprung: geringe Amortisation, Beschleunigung der Hüfte nach vorne-oben durch dreifache Streckung (Fuß, Knie, Hüfte)
  4. Flugphase: Stabilisierung des Körpers und optimale Vorbereitung der Landung

Stabhochsprung:

  1. Zunahme der Schrittfrequenz zum Absprung
  2. Absprung: flach und mit gestreckten Armen, optimale Energieübertragung
  3. Aufrollen: langes Pendel in C-Position wird zu kurzem Pendel in L-Position
  4. Körper-/Stabstreckung: aktive Arbeit am Stab führt zu I-Position und Dreh-/Zugumstütz

Kugelstoß (Rückenstoßtechnik):

  1. Stoßauslage: gebeugtes Druckbein, Kugel am Hals fixiert, maximaler Spannungsaufbau in der Schulter- und Brustmuskulatur
  2. Abwurf: Streckung von Druck- und Stemmbein, Beschleunigung der Wurfschulter nach vorne

Diskuswurf:

  1. Wurfauslage: gebeugtes Druckbein, gestreckter Wurfarm ist abduziert und wird geschleppt, maximaler Spannungsaufbau in der Schulter- und Brustmuskulatur
  2. Abwurf: Streckung von Druck- und Stemmbein, Beschleunigung der Wurfschulter nach vorne

Speerwurf:

  1. 5er- bzw. 7er-Rhyhtmus: Füße laufen vor dem Körper, aktiver Impulsschritt
  2. Wurfauslage: maximaler Spannungsaufbau in der Schulter- und Brustmuskulatur durch Arc und Power Position
  3. Abwurf: gestrecktes Stemmbein, Beschleunigung der Wurfschulter nach vorne (Oberarm- und Unterarmschleuder)

Tobias Alt

 
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