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kontralateraler Transfer

Sowohl im Alltag (z.B. Zähne putzen) als auch im Sport (z.B. vorderes Bein beim Start, Sprungbein beim Weitsprung oder Wurfhand beim Diskuswurf usw.) sind wir es gewohnt bestimmte Bewegungen mit einer Seite besser ausführen zu können, während die andere Seite häufig eine deutlich grobmotorischere Koordination aufweist. Dieses Phänomen wird in der Sportwissenschaft als Seitigkeit bezeichnet und beruht auf der Dominanz einer Gehirnhälfte (Hemisphäre). Der Entstehung dieser Hemisphärendominanz (die linke Gehirnhälfte kontrolliert die rechte Körperseite und umgekehrt) und damit funktioneller Dominanzen der Arme und Beine liegt ein komplexer angeborener Organisationsplan zugrunde, der ständige Konflikte zwischen den Hemisphären in der Ausführung einer Bewegungsaufgabe (z.B. Sprint) verhindert soll. Desweiteren führen umweltbezogene Lernprozesse (z.B. Techniktraining) dazu, dass sich das Gehirn ständig verändert und sich anpasst (Plastizität). So legt das Gehirn z.B. im Prozess des Bewegungslernens eine Kopie aller wichtigen Bewegungsmuster in der kontralateralen (gegenüberliegenden) Hemisphäre ab, um im Falle einer einseitigen Hirnschädigung nicht alle Funktionen komplett zu verlieren.

Dieser Mechanismus führt dazu, dass es einen Transfer zwischen der linken und rechten Gehirnhälfte gibt. Dieser Transfer wird kontralateraler Transfer, bilateraler Transfer oder auch „crossing effect” bzw. „cross education“ genannt. Man geht davon aus, dass sowohl koordinative (Bewegungsmuster) als auch konditionelle Fähigkeiten (Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit usw.) bei einseitigem/unilateralem Training auf die unbeteiligte Seite transferiert werden können. Dabei ist der Anpassungseffekt natürlich bei der trainierenden Körperseite größer als bei der nichttrainierenden. Die Höhe dieses Effekts kann nicht genau quantifiziert werden und unterscheidet sich je nach Trainingsübung. Dennoch hat das Wissen um den kontralateralen Transfer Einfluss auf die Trainingspraxis.

Im Fall einer muskulären Verletzung macht es dementsprechend Sinn ein Krafttraining mit der gesunden Seite durchzuführen, um die Atrophie des verletzten Muskels zu minimieren. Auch im Techniktraining kann es von Vorteil sein gezielt mit der schwachen Seite zu trainieren, selbst wenn im Wettkampf nur die dominante Seite zum Einsatz kommt. Durch den kontralateralen Transfer können so mögliche muskuläre Dysbalancen ausgeglichen oder technische Mängel behoben werden, was die Leistungsfähigkeit des Athleten in der Summe verbessern kann. Es ist dabei nicht das Ziel, z.B. den Speer mit beiden Händen gleich weit werfen zu können. Es geht vielmehr darum, die Bewegung mit der nicht-dominanten Extremität zu erlernen und zu verbessern, um dadurch einen positiven Lerneffekt der dominanten Seite erreichen zu können. Aus nachhaltiger medizinischer Sicht ist eine umfassende beidseitige Ausbildung koordinativer und konditioneller Fähigkeiten vor allem für die physiologische Belastung der Wirbelsäule von entscheidender Bedeutung, da sie dazu beitragen kann häufig auftretende einseitige Belastungen zu reduzieren. Gerade in der allgemeinen Vorbereitungsphase bietet es sich daher an bei einseitigen Übungen stets mit der schwächeren bzw. unkoordinierteren Seite zu beginnen oder im Rahmen eines einseitigen Krafttrainings einen Satz mit der schwächeren Seite mehr auszuführen. Beide Maßnahmen verringern die seitenspezifischen Unterschiede.

Interessanterweise muss nicht zwangsläufig der stärkere Arm oder Fuß auch der geschicktere bzw. feinmotorische sein. So kann sich die Seitigkeit zwischen der oberen und unteren Extremität unterscheiden. Dementsprechend kann es durchaus vorkommen, dass ein Athlet mit der rechten Hand die Kugel stößt, den Absprung beim Weitsprung mit dem rechten Fuß und beim Hochsprung mit dem linken Bein absolviert. Bei der letztgenannten Disziplin spielt neben der Kraft auch die Feinmotorik und die Drehpräferenz eine entscheidende Rolle. Jedoch gibt es auch Menschen, die keine dominante Körperseite haben. Sie werden Ambidexter (Beidhänder) genannt.

Tobias Alt

 
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