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Talent

In den vergangenen 28 Monaten wurden an dieser Stelle viele wissenswerte Informationen rund um das sportliche Training im Allgemeinen und das leichtathletische im Speziellen bereitgestellt. Neben allgemeinen Grundlagen der Trainingslehre sowie der Muskelanatomie und -physiologie wurden trainingspraktische Hinweise zum Technik- und Krafttraining vermittelt sowie in der Rubrik „Fluch oder Segen“ Vor- und Nachteile diverser kontroverser Themen diskutiert. Im vorläufig letzten der nun 67 Beiträge umfassenden „Know-How“-Beitragssammlung steht das Talent als Dreh- und Angelpunkt im Sport im Mittelpunkt.

Das Wort Talent (griech. „talanton“ für Gewicht) im Sinne von Begabung oder Veranlagung wurde früher als Maßeinheit für die Masse verwendet. In der Bibel wurde mit dem Begriff Talent z.B. die Menge an Silbermünzen quantifiziert. Heutzutage verbirgt sich hinter dem Talent eine besondere, meist schwer zu erlernende Fähigkeit, Eigenschaft und/oder Leistungsvoraussetzung einer Person bzw. eines Athleten. Worin der Segen bzw. auch der Fluch von sportlichen Talenten liegt, soll in der Folge ohne Anspruch auf Vollständigkeit gegenübergestellt werden.

Segen: Wer kennt ihn nicht: den in der Leichtathletik so berühmt und berüchtigten „schnellen Fuß“? Oder diejenigen Athleten, die aufgrund ihres akzelerierten  Wachstums (d.h. die biologische Entwicklung eilt dem chronologischen Alter voraus) und ihrer damit verbundenen überlegenen konditionellen Fähigkeiten (z.B. Kraft) alle Gleichaltrigen in den Schatten stellen. Es sind die Athleten, die scheinbar nichts für ihren Erfolg machen müssen und dennoch außergewöhnliche Leistungen erbringen, aber warum? Warum dominieren die Jamaikaner den Kurzsprint und die Kenianer die Mittel- und Langstrecken? Das Geheimnis liegt zu einem großen Teil in ihrem über mehrere Generationen entstandenen Erbgut, das ihnen entscheidende anthropometrische (=den Körperbau betreffend; z.B. Sehnensteifigkeit und Beinlänge) und physiologische Vorteile (z.B. Muskelfaserverteilung und Metabolismus) verschafft. Die Sportwissenschaft bzw. die Biologie ist mittlerweile soweit, dass sie Gene identifizieren konnte, die bestimmte Sportler für Schnellkraftsportarten prädestinieren. Andere Gene begünstigen besonders die Ausdauerleistungsfähigkeit, indem sie z.B. die maximale Sauerstoffaufnahme fördern. Desweiteren scheint das Erbgut auch über die Verletzungsanfälligkeit von Muskeln und Sehnen zu entscheiden. Aus diesen Gründen wählen einige Nationen, z.B. Australien, im alljährlichen „Wettrüsten“ um Medaillen ihre Athleten  genetisch aus, sodass lediglich die genetische Elite eine leistungssportliche Förderung erhält. Diese hochtechnologisierte Selektion liegt jedoch fernab von der täglichen Arbeit auf dem Sportplatz, in der es darum geht in jedem Athleten sein spezielles Talent für die jeweilige Disziplin zu sehen, auch wenn es in den meisten Fällen nicht für den Leistungssport reichen wird.

Fluch: Neben den körperlichen Voraussetzungen benötigt ein „kompletter Athlet“ auch eine bestimmte Mentalität bzw. gewisse Charaktereigenschaften. Leider verschwinden viele sogenannte „Talente“ so schnell  von der Bildfläche wie sie erschienen sind, weil sie z.B. von Verletzungen ausgebremst werden und z.T. nicht das Durchhaltevermögen besitzen sich an die Spitze zurückzukämpfen. Andere sind psychisch labil und werden als „Trainingsweltmeister“ verschrien. Mit zunehmendem chronologischen Alter verringert sich der biologische Vorsprung und die ehemals retardierten Athleten (d.h. die biologische Entwicklung hinkt dem chronologischen Alter hinterher) und es wird zunehmend mehr Trainingsfleiß und Disziplin gefordert, damit eine nachhaltig positive Leistungsentwicklung umgesetzt werden kann. Und genau an diesem Punkt - meist nach dem Schulabschluss – scheidet sich die „Spreu vom Weizen“. Dann zeigt sich, ob sich die „einstigen Talente“ beweisen können, indem sie auch Rückschläge einstrecken und aus ihnen gestärkt hervorgehen. Jedoch gehen sie häufig an ihren überzogenen und unrealistischen Zielsetzungen zugrunde, die bei gleichem oder sogar geringerem Aufwand linear ansteigende Leistungen gemäß dem Motto „was früher geklappt hat, wird auch jetzt klappen“ beinhalten.

Mein Fazit: Neben allem Fachwissen benötigt ein Trainer auch ein gewisses Quäntchen Glück talentierte Athleten zu erkennen und anschließend trainieren zu können. Ihre SEGENsreichen sportlichen Talente können dabei in verschiedenen Bereichen (z.B. Kraft, Schnelligkeit oder Psyche) und in unterschiedlicher Ausprägung vorliegen. Neben der physischen Entwicklung der Athleten stellt besonders die Persönlichkeitsentwicklung einen weiteren elementaren Baustein in der sportlichen Karriere „junger Talente“ dar. Hier kann und sollte der Trainer sowie das Umfeld (z.B. Eltern und Freunde) eine wichtige Rolle spielen, um das so oft verFLUCHte frühzeitige und verbitterte Karriereende eines aussichtsreichen Athleten zu verhindern.

Tobias Alt